Sie setzt auf Teamarbeit – auf der Baustelle und im Leben
Zusammen mit ihrem Mann Heinrich leitet Malermeisterin Melanie Scherwitzki-Wübbolt einen Handwerksbetrieb
Das Leben von Melanie Scherwitzki-Wübbolt kann man phasenweise durchaus als stressig bezeichnen: Die Malermeisterin leitet zusammen mit ihrem Mann Heinrich einen Malerbetrieb mit zwei Standorten in Holdorf und Neuenkirchen und ist zudem Mutter von vier Kindern. „Alles und jedem gerecht zu werden, ist immer ein Spagat“, sagt die 48-Jährige, dennoch sei sie mit ihrem Leben zufrieden.
Obwohl gerade das letzte Jahr der Handwerksmeisterin zugesetzt hat: der Betrieb, die Arbeit, drei Kinder durch Corona im Homeschooling und dann noch der Tod des Vaters Helmut, der den Malerbetrieb Scherwitzki vor vielen Jahren gründete. „Er wurde sehr schwer krank und dann blieb ihm nicht mehr viel Zeit.“ Gerne hätte sie noch Jahre mit ihm verbracht. „Wir haben alle nicht gedacht, dass es so schnell zu Ende geht.“ Sie hat sich in dieser Zeit viel um ihren Vater gekümmert. Damals musste die erfahrene Malermeisterin auf der Baustelle kürzertreten, ihr Mann versuchte in dieser Zeit, die Löcher zu stopfen. Auch die Kinder, 15, 13 und 9 Jahre alt, brauchten die Aufmerksamkeit und Unterstützung ihrer Mutter, insbesondere auch in der herausfordernden Schulsituation. „Obwohl sich meine Mutter, Schwiegermutter und auch die älteste Tochter schon auch sehr gekümmert haben“, sagt die Holdorferin. Alles in allem war das eine sehr anstrengende Zeit für die Familie Scherwitzki-Wübbolt.
Den Malerbetrieb Scherwitzki gibt es seit 1984, den Malerbetrieb Wübbolt in Neuenkirchen sogar schon seit 1881. Beide Betriebe waren seit jeher im klassischen Malerhandwerk unterwegs: Malerarbeiten innen und außen sowie alle Arbeiten rund um das Thema Bodenbeläge. Mit der Heirat von Melanie Scherwitzki und Heinrich Wübbolt gingen nicht nur zwei Menschen eine Verbindung ein, später verschmolzen beide Betriebe zum Malerbetrieb Scherwitzki-Wübbolt, dessen Hauptsitz seitdem in Neuenkirchen ist. Sie arbeiten insgesamt mit drei ausgebildeten Kräften und haben genügend Aufträge. Ihr Geselle Alexander Graf hat das volle Vertrauen beider Chefs. „Er arbeitet sehr zuverlässig und motiviert, das ist das Wichtigste“, beschreibt Heinrich Wübbolt seinen langjährigen Mitarbeiter. Gerne würde der Malerbetrieb noch einen weiteren Mitarbeiter einstellen, findet aber keine geeigneten Bewerber. Der Kundenstamm des Unternehmens besteht größtenteils aus langjährigen Kunden. „Viele halten uns seit vielen Jahren die Treue. Unsere Zuverlässigkeit überzeugt sie“, freut sich die Malermeisterin. Dass man ein kleines, aber feines Handwerksunternehmen ist, hat auch Vorteile, sagt das Ehepaar. „Schließlich sind wir in der Besetzung sehr flexibel“, sagen beide.
Die beiden Malermeister kennen sich schon seit ihrer Ausbildung. „Die habe ich erst im Betrieb meines Vaters begonnen und später in Heinrichs Betrieb fortgesetzt“, erinnert sich Melanie Scherwitzki-Wübbolt heute. Nach der Ausbildung hat sie in zwei weiteren Betrieben im Landkreis Vechta Erfahrungen gesammelt, ehe sie wieder in den väterlichen Betrieb zurückkehrte – sehr zur Freude ihres Vaters. Nach der Geburt des ersten Kindes – die Tochter ist schon erwachsen und wohnt nicht mehr zu Hause – absolvierte Melanie Scherwitzki-Wübbolt einen Meisterlehrgang und errang im Jahr 2004 den Meistertitel.
Dass sie eine Frau ist, spielt in ihren Augen auf der Baustelle keine entscheidende Rolle. „Ich setze auf ein gut funktionierendes Miteinander und auf zuverlässiges Arbeiten“, sagt sie. Schließlich sollten alle Gewerke gut miteinander auskommen und zusammenarbeiten. Elisabeth Wehring