Aus dunkel und kahl wird hell
Verabschiedungsräume in der Friedhofskapelle St. Andreas sind neu gestaltet
Die alten Verabschiedungsräume waren kalt. Wer schon einmal verstorbene Angehörige, die auf dem St.-Andreas-Friedhof beigesetzt wurden, vor der Bestattung besucht hat, weiß von dieser eher kalten und nicht einladenden Atmosphäre.
Seit über einem halben Jahr wurde nun gebaut und verändert, ohne den Baukörper der Friedhofskapelle äußerlich anzufassen. Herausgekommen sind unter anderem Verabschiedungsräume, die ihrem Namen Ehre machen. Der/die Verstorbene liegt im offenen Sarg in einem Raum, der eigentlich ein modernes Wohnzimmer ist. Das Ambiente ist warm und einladend. Ein kleines Sideboard und Sitzmöglichkeiten aus Holz mit warmer Farbe bestimmen den Raum
Hier ist jetzt ein Raum geschaffen worden, in dem das Abschiednehmen, oftmals ein leidvolles Geschehen, in einer Atmosphäre verlaufen kann, die an das eigene Zuhause erinnert. Beim Pressetermin waren die Vorhänge, die auch zu den Verabschiedungsräumen gehören, noch nicht angebracht. Ein Vorhang ist gestaltet durch ein wunderschönes Meeresfoto von Willi Rolfes, Geschäftsführer der Katholischen Akademie Stapelfeld und renommierter Naturfotograf.
Diese zwei neu gestalteten Räume sind aber noch nicht alles. André Berssenbrügge (Vorsitzender des Friedhofsausschusses) betont beim Pressegespräch seine Freude über die Glasfenster, deren Lichtspiel auf der Wand des Eingangsbereichs zu sehen sind. Die Fenster sind nicht neu, aber ihre Wirkung auf die Besucher ist dezent, bunt und einladend. Ein Glas-Kreuz mit einem roten Quadrat in seiner Mitte an der Stirnwand des Eingangsbereichs symbolisiert das Ziel christlichen Lebens – angenommen und aufgenommen sein in die Liebe Gottes durch Jesus Christus, seinen Sohn.
Die Friedhofskapelle selber ist ein wenig verkleinert worden, das betrifft den vorderen Bereich,in dem der Sarg oder die Urne stehen.
Der Bestattungswald auf dem neuen Teil des St.-Andreas-Friedhofs ist seit September 2020 eingerichtet. Hier können Urnen naturnah beigesetzt werden. Plätze auf diesem Areal sind sehr nachgefragt. Jetzt hat der Bestattungswald ein neues Zentrum bekommen – eine Holz-Stele. Grundmaterial ist ein Baumstamm, der aus dem Gelände des heutigen Bestattungswalds kommt. Er wurde kunstvoll von Klaus Allendorf (aus Nordwalde) mit Motiven des „Sonnengesangs“, dem wohl bekanntesten Gebet des Heiligen Franziskus von Assisi, ausgestattet. Franziskus ist ein moderner Mensch. Die Elemente der Natur (Erde, Sonne, Sterne, Wasser, Wind, Wolken …) sind für ihn Geschwister. Schon im Mittelalter lebte Franziskus, was dem modernen Menschen im 21. Jahrhundert immer deutlicher wird: Die Einheit des Menschen mit der Natur, positiv durch die Freude, die uns diese Elemente geben. Negativ dadurch, dass Menschen diese Grund-Elemente des Lebens immer weiter verschmutzen und vergiften.
Wer den Bestattungswald besucht, stößt sofort auf diese Stele. Auch das Leid und der Tod gehören für Franziskus zum Leben. Sie sind nicht getrennt von ihm. Krankheit und Tod gehören zum Leben. Schließlich ist auf der Stele der Glaube an die Auferstehung zentral: „Wir werden auferstehen, wie auch Jesus Christus auferstanden ist“. Die neue Stele ist nicht nur ein wunderschöner Blickfang, sondern ein Bekenntnis zum Leben, zur Liebe Gottes zu den Menschen und zum Glauben an die Auferstehung.
Wie bei der Einweihung am vergangenen Sonntag deutlich wurde, achtete Architekt Franz Bergmann auf angenehme Farben. Er sorgte außerdem dafür, dass die bunten Glasfenster im Eingangskorridor erhalten blieben und so für ein warmes Licht sorgen. Gedacht wurde auch an ein sogenanntes Kolumbarium für Urnen. Diese Bestattungsart werde immer häufiger nachgefragt, erklärte der Vorsitzende des Friedhofsausschusses André Berssenbrügge.
Die Neugestaltung dürfte teurer werden, als ursprünglich geplant. 290 000 Euro waren einkalkuliert worden. Bis zu 330 000 Euro könnten es am Ende sein. Ein Grund für die gestiegenen Kosten ist die Erneuerung des Fußbodens, denn der Altbau war quasi auf Sander richtet. „Wir mussten den kompletten Untergrundherstellen“, erläutert Berssenbrügge.
Nach der Einweihung, die pandemiebedingt in kleinem Kreis stattfand, waren am Nachmittag Interessierte zum Tag der offenen Tür in die Kapelle eingeladen. Für die St.-Andreas-Pfarrgemeinde kehrt damit nach vielen Monaten wieder ein Stück Normalität in den Kirchenalltag ein. Verlagredaktion