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Putenhaltung: Hohe Standards im Oldenburger Münsterland

Die Geflügelfleischerzeugung ist ein durchgängig kontrollierter Prozess: vom Schlupf der Küken über die Haltung bis hin zur Schlachtung


29.09.2021

Das Oldenburger Münsterland bietet eine vielfältige Landwirtschaft, von der Tierhaltung über Obst- und Gemüsebau bis hin zu erneuerbaren Energien und Ackerbau ist hier vieles vertreten. Deshalb hat die Landwirtschaft im Oldenburger Münsterland einen sehr hohen Stellenwert erlangt. Fast 40 % der Arbeitsplätze sind im vor- und nachgelagerten Bereich zu finden. Die Höfe befinden sich häufig schon seit Generationen im Familienbesitz. Einer dieser Höfe ist der von Familie Schürmann aus Resthausen bei Cloppenburg. Bestehend aus Opa Bernhard, Junior Bernhard mit Ehefrau Annegret und den Kindern Bernhard und Caroline. Die Familie betreibt seit vielen Jahren Putenhaltung und gibt uns einen Einblick in ihren Betrieb.

Heidemark Geflügel-Spezialitäten

„Im Laufe der Jahre hat sich unser Betrieb gewandelt. Früher gab es auf dem elterlichen Betrieb noch Milchvieh, Bullen und Schweine“. erzählt Bernhard Schürmann, der 1985 eine klassische landwirtschaftliche Ausbildung absolvierte und später seinen Meister in Landwirtschaft machte. Nach der Zeit bei der Bundeswehr transportierte er Puten für einen Betrieb aus Bethen. „Dadurch lernte ich die Tiere kennen und das Interesse stieg, selbst Puten zu halten.“ Deshalb strukturierte er ab 1989 den elterlichen Betrieb um und begann mit der Putenhaltung. Zwei Jahre später wurden die Kapazitäten bereits verdoppelt. Anfang 2000 kam der zweite Standort dazu und die Aufzucht der Küken wurde von der Mast getrennt. Zu dem Hof gehören heute fünf Ställe, verteilt auf zwei Standorte, in denen ausschließen Putenhähne gemästet werden.

Neben den Puten gibt es auch Pferde mit Nachzucht auf dem Familienhof. „Pferde gab es bei uns schon immer“, erinnert sich Bernhard Schürmann. Dazu kommt natürlich auch der Ackerbau. Hauptsächlich werden Roggen, Wintergerste und Mais angebaut. Somit kann das Stroh in der Tierhaltung für Puten und Pferde eingesetzt werden.

Bernhard Schürmanns Sohn, der ebenfalls Bernhard heißt, befindet sich gerade in der landwirtschaftlichen Ausbildung und es werden aktuell schon fleißig Pläne geschmiedet, wie sich der Betrieb immer weiter entwickeln kann. Die Familie Schürmann ist bereit, neue Wege zu gehen. Es wird auch über eine alternative Haltung nachgedacht. „Man muss offen sein für Neues“, so Bernhard Schürmann.

Bei den Ställen auf dem Betrieb Schürmann handelt es sich um sogenannte Naturluftställe oder auch Offenställe genannt „An den Längsseiten unserer Ställe befinden sich Klappen, die je nach Bedarf hoch- und heruntergefahren werden können. Dadurch wird die Lichtintensität und Frischluftzufuhr reguliert. Wichtige Faktoren im Stall sind die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, der Gehalt an Staub und Schadgasen sowie das Licht. Ein optimales Klima trägt zur Gesundheit unserer Tiere bei“, erklärt Bernhard Schürmann. Der Stallboden ist mit einer natürlichen Einstreu, meist aus Stroh, bedeckt und die Tiere haben stets Zugang zu Wasser und Futter. In der Putenhaltung werden sowohl die männlichen als auch die weiblichen Tiere aufgezogen. Da Putenhähne und -hennen aber unterschiedlich schnell wachsen, werden sie getrennt voneinander gehalten – so kann der Halter besser auf die jeweiligen Bedürfnisse der Tiere eingehen.

Weil Puten besonders neugierig und verspielt sind, sorgen die Halter für Abwechslung bei den Beschäftigungsmaterialien. Besonders reizvoll für die Puten: Gegenstände, die sich bewegen und die veränderbar sind. Picksteine oder sich drehende Strohkörbe, aber auch Alltagsgegenstände erkunden Puten daher besonders gerne.

Zusammen mit seinem Mitarbeiter Francesco kontrolliert Bernhard Schürmann seine Ställe täglich und achtet dabei auf das Wohlergehen der Tiere ebenso wie auf Erscheinungsbild und Verhalten. Damit es den Tieren rund um die Uhr an nichts fehlt, kommt im Putenstall natürlich auch moderne Technik zum Einsatz. Per Computer werden regelmäßig Luftaustausch, Licht, Temperatur und Futterverbrauch überprüft. „Hygiene ist bei uns auf dem Betrieb das A und O, damit wir unsere Tiere bestmöglich vor Krankheiten schützen. Jeder hier auf dem Hof denkt mit,“ so Schürmann.

Die Geflügelfleischerzeugung ist ein durchgängig kontrollierter Prozess: vom Schlupf der Küken über die Haltung bis hin zur Schlachtung und Verarbeitung. Hierbei werden Eigenkontrollen, behördliche Kontrollen sowie unabhängige Kontrollen im Rahmen des QS-Systems für Qualität und Sicherheit in der Lebensmittelkette vorgenommen. Das QS-System ist ein europaweit einzigartiges Prüfsystem zur Qualitätssicherung bei der Lebensmittelherstellung. Die Geflügelhalter unterliegen somit höheren Standards, erweiterten Dokumentationspflichten – insbesondere in Bezug auf die Medikamentenvergabe – und zusätzlichen Kontrollen. Manche Klischees über Medikamentennutzung sind dabei schlicht falsch. So ist der Einsatz von Antibiotika sehr streng geregelt und nimmt seit vielen Jahren stark ab. Seit 2011, dem Beginn der Statistiken, wurde der Verbrauch um über 55% reduziert. Eine vorbeugende Antibiotikagabe ist schon seit 2006 strengstens verboten. Deshalb gibt es im Fleisch auch keine gesundheitlich bedenklichen Rückstände. Sollten doch einmal Antibiotika notwendig sein, so gibt es eine gesetzlich vorgeschriebene und veterinärmedizinisch kontrollierte Wartezeit zwischen Antibiotikaeinsatz und Schlachtung. Dies garantiert, dass der Organismus der Puten etwaige Rückstände abbauen kann.

Auch für das Platzangebot gibt es klare Vorgaben. Da Familie Schürmann an der Initiative Tierwohl teilnimmt, übersteigen die Anforderungen das QS-System. Die Initiative Tierwohl lässt maximal 48kg/m2 bzw. 53kg/m2 als Besatzdichte für Putenhennen bzw. Putenhähne zu. Gut zu wissen: Diese Werte sind Maximalwerte, die am Ende der Mast nicht überschritten werden dürfen. Daher haben sie die meiste Zeit im Stall wesentlich mehr Platz zur Verfügung. Das Schlachtgewicht liegt zwischen 10 bis 21 kg, die weiblichen Tiere wiegen mit ca. 10 kg deutlich weniger als die männlichen. Die Aufzucht der Puten dauert ca. 16 bis 22 Wochen. Putenhennen erreichen ihr Endgewicht mit 16 Wochen deutlich früher als die Putenhähne mit 22 Wochen.

Die Putenhaltung gehört einfach zum Landkreis Cloppenburg dazu. Verlässliche Partner in der Küken- und Bruteierzeugung arbeiten eng mit den Landwirten, Tierärzten, Futtermittelberatern und allen die dazu gehören, zusammen. Persönliche Kontakte mit regelmäßigem Austausch geben Vertrauen und eine gute Grundlage für sichere Lebensmittel. Verlagsredaktion

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