Pakete und Telefonate helfen
Über Videotelefonie können Senioren am Leben teilhaben / Kein Patentrezept bei Demenzkranken
Besuche in Seniorenheimen oder Krankenhäusern sind aufgrund von Corona teils nur eingeschränkt möglich. Für viele Ältere ist das eine große Belastung - umso mehr freuen sie sich über jede Geste.
Berlin. Nähe, Zuneigung und Vertrautheit – aufgrund des Coronavirus müssen Menschen, die in Pflege- oder Seniorenheimen leben oder längere Zeit im Krankenhaus liegen, auf einiges verzichten. Umso wichtiger ist, dass die Angehörigen immer wieder Kontakt aufnehmen – wenn es nicht persönlich geht, dann auf anderen Wegen. Denn die Einsamkeit, aber nicht nur die, belastet die Älteren.
Gelten Besuchseinschränkungen, fühlen sich Pflegebedürftige und Kranke momentan mitunter noch einsamer und isolierter als ohnehin schon. Dies kann schlimmstenfalls zu verheerenden gesundheitlichen Folgen führen. „Insbesondere in Bezug auf Depressionen, Angstzustände bis hin zu Suizidversuchen“, sagt Katrin Markus aus dem Vorstand der Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO).
Psychogerontologe Prof. Frieder R. Lang spricht von möglichen Stressreaktionen als Folge, die im weiteren Lebensverlauf belastend wirken können. „Zum Beispiel, kann dies Entzündungsprozesse auslösen und die Abwehrkräfte des Körpers mindern. Man kann dann sogar anfälliger für Erkrankungen werden“, sagt der Forscher der Universität Erlangen-Nürnberg.
Grund für das erhöhte Stresslevel bei Senioreni m Alten - oder Pflegeheim während der Corona-Zeitist laut Lang jedoch nicht nur Einsamkeit. Die hätten wir alle im Lockdown erlebt. „Das spezifische war die spezielle Ausgrenzung der in Altenheim oder Pflegeeinrichtung wohnenden Menschen. Und gezielte soziale Ausgrenzung macht Menschen krank“, sagt er.
Zu Beginn der Coronakrise hätten die Einschränkungen alle Menschen gleichermaßen betroffen. „Für die Menschen aber, die in Pflegeeinrichtungen oder Altenheimen lebten, wurden die Kontaktbeschränkungen verschärft“, sagt Lang. Er spricht von „Diskriminierung aufgrund der eigenen Wohnsituation“. Die Ausgrenzung werde durch die Haltung vieler Angehöriger verschärft. „Sie verbieten ja teilweise ihren Großeltern, sich im sozialen Raum zu bewegen“, erläutert Lang. Es habe also nicht nur von institutioneller Seite eine Andersbehandlung in einzelnen Einrichtungen gegeben, sondern auch von familiärer Seite.
Auch wenn der Besuch von Oma oder Opa im Pflegeheim oder Mama im Krankenhaus momentan eingeschränkt ist – eine Freude kann man immer machen. „Anrufen, anrufen, anrufen“, sagt Christa Roth-Sackenheim, die Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Psychiater (BVDP). Auch Briefe oder Päckchen mit kleinen Naschereien sorgen für Abwechslung im Alltag der Senioren. „Oder lassen Sie der Oma Spiele zukommen (...) und sprechen Sie mit ihr, wie sie damit umgeht, was sie damit gemacht hat“, rät die Expertin. Auch über Videotelefonie könne man Andere am Leben teilhaben lassen und zusammen singen oder essen, sagt Roth-Sackenheim.
Für Katrin Markus von der BAGSO ist Videotelefonie zwar eine Alternative – sie müsse jedoch geübt werden, auch in guten Zeiten. „Denn einen 95-Jährigen kann ich nicht einfach vor den Apparat setzen. Da kriegt er Angst, und es stresst ihn.“ Vor allem für demenziell erkrankte Menschen seien solche Telefonate oftmals kein Ersatz. „Bei ihnen läuft Kommunikation oft nonverbal. Man nimmt sich in den Arm oder gibt sich die Hand“, erklärt die Expertin für Gesundheit und Pflege.
Rund 75 Prozent der Bewohner in stationären Pflegeeinrichtungen haben laut Katrin Markus in irgendeiner Form demenzielle Veränderungen. Die jetzigen Einschränkungen stressen sie noch mehr als Nicht-Demente. Selbst ein unscharfes Bild des Sohnes auf dem Handy oder technische Störungen während eines Videoanrufes können Stressreaktionen auslösen oder verstärken. Ein Patentrezept, wie sich Angehörige von Demenzerkrankten in der Corona-Zeit verhalten sollten, gibt es jedoch nicht. „Denn Demenzen sind nicht alle gleich“, sagt Markus. (dpa/tmn)
Tür als Regal tarnen
Mit Alzheimer sicher zu Hause wohnen
Düsseldorf. Alzheimer führt nicht nur zu einem nachlassenden Gedächtnis und Störungen im Denk- und Urteilsvermögen. Betroffene haben auch einen zunehmenden Bewegungsdrang. Darauf weist der Verein Alzheimer Forschung Initiative hin und rät, Wohnräume entsprechend sicher zu gestalten.
Menschen mit Alzheimer neigen demnach dazu, häufiger irgendwo hinzulaufen. Zugleich ist ihr Orientierungssinn gestört. Es kann also gefährlich sein, wenn sie alleine unterwegs sind. Kindersichere Türgriffe oder Alarmmatten vor den Türen sind eine Möglichkeit, um diesem Risiko vorzubeugen.
Eine andere Möglichkeit: Eine Tür visuell verbergen – zum Beispiel, in dem man das Bild eines Bücherregals auf ihr anbringt und sie dadurch auf den ersten Blick nicht als Tür erkennbar ist. (dpa/tmn)