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Nur die Sporthalle dürfte größer sein

Anja Beckermann, Schulleiterin der Grundschule Halen,im Gespräch

Fühlt sich wohl in Halen: Anja Beckermann ist seit 25 Jahren Lehrerin an der Grundschule Halen. Vor einem Jahr hat sie die Leitung übernommen. Foto: B. Deeken

16.07.2020

Halen. Nach den Grundschulen Höltinghausen, Emstek und der Oberschule Emstek haben wir für diese Ausgabe Anja Beckermann, Schulleiterin der Grundschule in Halen besucht.

Frau Beckermann, Sie haben im vergangenen Sommer die Nachfolge von Herrn Boog, der als Schulleiter nach Emstek wechselte, übernommen. Damit haben Sie eine neue Aufgabe, aber keinen neuen Arbeitsort angenommen. Wie lange kennen Sie die Grundschule in Halen bereits und was ist nun anders?

Ja, genau. Ich bin bereits seit 1994 Lehrerin an der Grundschule in Halen. Im Sommer 2019 habe ich die Leitung der Schule zunächst kommissarisch übernommen, bevor ich dann im Februar 2020 offiziell Schulleiterin wurde. Der Wechsel war schon eine Herausforderung. Mit 50 Wochenstunden ist der Arbeitseinsatz deutlich höher geworden. Nun bin ich für wichtige Fragen immer erreichbar - auch am Wochenende. Das möchte ich so. Mit fünf Lehrerinnen, mich inklusive, fünf pädagogischen Mitarbeiterinnen, einer Referendarin, der Sekretärin und dem Hausmeister und – wenn nicht gerade der Corona- Ausnahmezustand ist – einer Unterstützungskraft habe ich ein tolles Team. Damit können neue Projekte angegangen werden. Ich kann etwas verändern. Das ist sehr reizvoll.

Dann hatten Sie gerade einmal wenige Wochen, bevor Sie mit der Corona-Krise eine Aufgabe zu bewältigen hatten, zu der Ihnen eigentlich niemand einen Rat geben konnte…

Das ist wahr! Ich konnte mich glücklicherweise bereits gut einarbeiten und habe zudem eine wirklich gut aufgestellte Schule übernommen. Dennoch war es ein Sprung ins kalte Wasser - es gab viel zu lernen. Die Corona-Krise hat jeden herausgefordert und tut es noch. Aber wir haben sehr guten Kontakt zu den Familien, das ist auch einer der Vorteile einer so kleinen Grundschule wie Halen. Wir haben eine tolle Elternschaft! Es funktioniert wirklich gut. Von uns wurden die Kinder mit Aufgaben versorgt und bekamen regelmäßig Rückmeldung von ihren Lehrerinnen. Aber seit 15. Juni dürfen wir alle Schülerinnen und Schüler wieder in der Schule unterrichten, das ist dann doch eine große Erleichterung.

Wird die Schule sich durch diese Erfahrung mit dem Corona-Virus verändern?

Es ist ganz klar, dass die Schule eine andere sein wird. Das Thema Digitalisierung, das mir schon vor der Krise wichtig war, wird ein Schwerpunkt sein, der nun intensiv vorangetrieben wird. Wir haben bereits eine digitale Tafel und machen sehr gute Erfahrungen damit. Natürlich lernen die Lehrerinnen nun auch, wie sie digitale Medien sinnvoll im Unterricht einsetzen können. Die Erfahrungen aus dieser Zeit werden dazu beitragen, Schule zu verändern.

Wie sehen Sie Digitalisierung an der Schule?

Sie wird nicht nur kommen, sie ist schon da. Es stellt sich auch nicht mehr die Frage, ob, sondern wie sie eingesetzt wird. Klar ist, dass digitale Geräte nur eine Ergänzung zum Unterricht sind. Sie sollen und werden Buch und Heft nicht ersetzen. Die Bereicherung des Einsatzes solcher Geräte ist schon sichtbar: Unterricht kann vielseitiger, abwechslungsreicher und auch anschaulicher gestaltet werden.

Noch einmal zu Ihnen. Welcher Weg hat Sie nach Halen geführt? Sie sind gebürtig aus Großenkneten.

Nach dem Studium der Fächer Deutsch, Mathematik und Religion in Oldenburg habe ich zunächst in Neuenkirchen und Nordhorn unterrichtet, bevor ich 1994 nach Halen kam. Ich bin damals aus privaten Gründen nach Cappeln gezogen, das passte sehr gut. Ich habe mich hier immer sehr wohlgefühlt. Das Motto der Schule „...weil du wertvoll bist“ wird hier von jeder Lehrerin gelebt. Das ist großartig! Es steht ganz anschaulich für die Werte der Schule, die jeder mitträgt. Genau das wollen wir den Kindern vermitteln. Und ich glaube, das schaffen wir ganz gut.

Sehen Sie die Größeder Schule – einzügig mit insgesamt 74 Kindern – als Vorteil oder Nachteil?

Eindeutig als Vorteil. Die Klassen sind mit 18 oder 23 Kindern nicht zu groß, der Kontakt zu den Familien ist intensiver. Ich kenne jede Familie unserer Schülerinnen und Schüler. Das ist ein klarer Vorteil! Das Kollegium steht zusammen und ist auch für spontane Aktionen schnell zu überzeugen. Die Kinder kommen meist direkt vom nebenan liegenden Kindergarten in die Schule, kennen ihre zukünftige Lehrerin schon vor Schulbeginn. Durch diese intensive Betreuung gehen sie nach der vierten Klasse selbstbewusst und stark in die weiterführende Schule.

Das hört sich nach einer heilen Welt an.

Das ist schon alles sehr gut. Die Unterstützung der Gemeinde ist vorbildlich! Uns mangelt es an nichts. Darum dürften uns viele Schulen beneiden. Das Einzige, was noch fehlt, wäre eine größere Sporthalle….(bd)

Vielen Dank für das Gespräch!
  

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