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Moderne Bestatter sind mehr als „Tischler mit Zusatzaufgaben“

Bestattungskultur befindet sich im Wandel / Urnenbestattungen liegen weiterhin im Trend / Bestattungsvorsorgeverträge können helfen

Matthias Haskamp (links) mit seinem Arbeitgeber Hans Fullenkamp vom Bestattungsinstitut Depeweg-Fullenkamp. Foto: privat

26.10.2020

Steinfeld. Matthias Haskamp ist Bestatter und arbeitet beim Bestattungsinstitut Depeweg-Fullenkamp in Steinfeld. Im Interview beantwortet er Fragen rund um seine Arbeit als Bestatter.

Was umfasst die Aufgabe eines Bestatters alles?

So, wie sich das Berufsbild des Bestatters vom „Tischler mit Zusatzaufgaben“ zum anerkannten Lehrberuf gewandelt hat, so sind auch die Aufgaben eines Bestatters deutlich umfangreicher geworden. Sie gehen weit über die Beerdigung bzw. Beisetzung Verstorbener hinaus. Zu den wesentlichen Aufgaben eines Bestatters gehört die Betreuung der Angehörigen und deren Beratung in Bezug auf die individuelle Gestaltung und Durchführung der Trauerfeier und Bestattung sowie die Auswahl einer Grabstelle.
  

Weitere Dienstleistungen des Bestatters sind:

Die Überführung des Verstorbenen vom Sterbeort zum Bestattungsort; die Hygienische Versorgung, das Ankleiden, die Einsargung und Aufbahrung des Verstorbenen; die Regelung der anfallenden behördlichen und kirchlichen Formalitäten; die Terminkoordinierung mit Friedhofamt und Pastor bzw. Redner; die individuelle Dekoration der Trauerkapelle; Bestellung von Musikern für die Trauerfeier und der Trauerfloristik; die Vermittlung von Trauerrednern und Grabsteinen; die Gestaltung aller Trauerdrucksachen; die Organisation eines Trauerkaffees; die Veröffentlichung der Traueranzeige in der Tageszeitung und auch die Beratung zur Bestattungsvorsorge.
   

Was macht den Beruf für sie attraktiv und wie behalten sie über Jahre hinweg ihre Motivation? Das wesentliche Kriterium für mich ist: Meine Arbeit als Bestatter ist nie gleich. Beim Trauerfall muss ich mich jedes Mal neu auf Menschen einlassen. Hinter jedem Trauerfall steht eine andere Familie und jeder Verstorbene hat eine andere Lebensgeschichte. Entsprechend unterschiedlich ist die Trauer und der Umgang mit dem Tod des geliebten Menschen. Für mich ist jeder Trauerfall etwas Besonderes und schreibt seine eigene Geschichte.

Dieser Beruf ist meine Berufung und nicht nur ein Job. Das merke ich immer wieder, wenn ich nach einer Beerdigung mit den Hinterbliebenen noch einmal ins Gespräch komme und spüre, dass meine Arbeit dazu beigetragen hat, dass sie gut und würdevoll Abschied nehmen konnten. Sind sie darüber hinaus mit unserer Arbeit zufrieden, bestärkt mich das in meiner Ansicht den richtigen Beruf ergriffen zu haben.
   

Sie begegnen den Menschen in einer ihrer schwersten Stunden, wie gehen sie damit um?

Ich übe den Bestatterberuf mittlerweile seit knapp 10 Jahren aus und kann sagen, dass ich einen Weg gefunden habe, mit dem Thema Tod und Trauer umzugehen. Sicherlich berührt mich der eine oder andere Trauerfall mehr als andere. Das ist ganz normal. Nähe zulassen und gleichzeitig die Distanz zu wahren, ist manchmal gar nicht so einfach. Wenn mich etwas sehr beschäftigt oder ich merke, dass ich jemanden zum Reden brauche, so haben meine Familie und engen Freunde immer ein offenes Ohr. Da ich beim OSC Damme auch noch Tischtennis spiele und dort am Punktspielbetrieb teilnehme, habe ich zudem immer einen guten Ausgleich zu meiner Arbeit.

Welche Möglichkeiten habe ich, mich bestatten zu lassen?
  

Matthias Haskamp bei der Vorbereitung einer Trauerfeier. Foto: privat
Matthias Haskamp bei der Vorbereitung einer Trauerfeier. Foto: privat

In Deutschland gibt es heutzutage eine Vielzahl an Möglichkeiten, sich bestatten zu lassen. Man unterscheidet bei den Bestattungsarten grundsätzlich zwischen der Erdbestattung und der Feuerbestattung. Bei der Erdbestattung wird der Verstorbene in einem Sarg auf einer Wahl- oder Reihengrabstätte oder auf einem pflegeleichten Rasengrab der Erde übergeben. Bei der Feuerbestattung wird der Verstorbene in einem Krematorium eingeäschert. Anschließend gibt es verschiedene Bestattungsmöglichkeiten. In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Menschen eine Naturbestattung, bei der die Asche des Verstorbenen in einer biologisch abbaubaren Urne an den Wurzeln eines Baumes beigesetzt wird, gewünscht. Eine weitere Möglichkeit ist die Seebestattung. Hier wird die Urne mit der Asche des Verstorbenen an einer geeigneten Stelle in das Meer hinabgelassen. Vermehrt in den Städten finden sich auch Kolumbarien. Dort wird die Urne mit der Asche in Urnenwände eingestellt. Alternative Bestattungen, wie z.B. eine Weltraumbestattung, ist im Ausland möglich.

Unsere Bestattungskultur befindet sich in einem Wandel. Auch hier auf dem Land merken wir, dass sich immer mehr Menschen für eine Urnenbestattung entscheiden. Der Hauptgrund hierfür ist der, dass sich die Familienstrukturen in den letzten Jahren verändert haben. Es gibt viele Alleinstehende oder Familien, bei denen die Kinder oder Verwandten nicht in der Nähe leben und somit eine regelmäßige Grabpflege nicht mehr gewährleistet ist. Ein weiterer Punkt ist, dass bei einer Urnenbestattung die Folgekosten geringer sind.

Was kann ich selbst vorbereiten, um es meinen Angehörigen nach meinem Ableben möglichst einfach zu machen?

Für die Hinterbliebenen ist es ein großer Vorteil, wenn sie alle notwenigen Dokumente schnell finden können. Alternativ gibt es die Möglichkeit einen Bestattungsvorsorgevertrag beim Bestatter abzuschließen. In einem solchen Vertrag ist das finanzielle und der Ablauf der Beerdigung niedergeschrieben.

Wie plane ich am Besten mein eigenes Begräbnis?

Ein erster Schritt könnte sein, mit seinen Verwandten über die eigene Bestattung zu sprechen, damit diese über meine Wünsche Bescheid wissen. Darüber hinaus kann mit einem Bestatter des Vertrauens die Bestattung bis ins Detail geplant werden. Auf Wunsch kann ein Vorsorgevertrag abgeschlossen werden, bei dem auch das finanzielle geregelt ist. Gerade bei Alleinstehenden, bei denen es niemanden gibt, der sich um die Bestattung kümmert, ist dies sehr sinnvoll.

Was sollte ich als Angehöriger beachten, wenn es um eine Beerdigung geht?

In erster Linie sollten die letzten Wünsche des Verstorbenen respektiert werden. Zudem sollten sie sich darüber Gedanken gemacht werden, wer sich gegebenenfalls um das Grab kümmert, bzw. ob eine regelmäßige Grabpflege gewährleistet ist. Nicht unwichtig sind auch die Bestattungskosten, die Angehörige im Blick haben sollten.

Wie suche ich das passende Bestattungsinstitut aus?

Natürlich sind Hinterbliebene oftmals damit überfordert, einen Bestatter zu suchen und notwendige Vorabinformationen einzuholen.

Folgende Gesichtspunkte können bei der Auswahl eines Bestatters jedoch hilfreich sein: In erster Linie ist die Wahl des Bestatters eine Vertrauensfrage. Wichtig ist, dass die Hinterbliebenen sich beim Bestatter gut aufgehoben fühlen, weil er deren Wünsche ernst nimmt und sich für deren Umsetzung einsetzt. Nützlich können Empfehlungen aus dem Freundes- und Bekanntenkreis sein, denn gute Erfahrungen sprechen für sich. Betroffene sollten aber auch nicht davor zurückschrecken weiterzusuchen, wenn sie kein gutes Gefühl bei einem Bestatter haben.
  

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