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Mal im Trikot, mal in Uniform

Karriere als Sportpolizist: Nur die besten Talente kommen ins Bewerbungsverfahren

In Uniform: Max Rendschmidt wird als Spitzensportler von der Bundespolizei gefördert und ausgebildet. Derzeit ist er in der Dienststelle in Sankt Augustin tätig, wo er ein Praktikum absolviert. Foto: A. Delzig/Bundespolizei/dpa-tmn

4.04.2022

Im Wasser ist er in seinem Element. Als dreifacher Olympia-Sieger hat es der Rennkanute Max Rendschmidt bis zur Weltspitze gebracht. Die Medaillensammlung des 28-Jährigen ist beachtlich: 55 Mal Gold, 22 Mal Silber, 12 Mal Bronze, 33 Auszeichnungen. Und dabei soll es nicht bleiben. Auf weitere Topplätze bereitet sich der gebürtige Bonner akribisch vor.

Dabei geht er – anders als viele Profifußballer etwa – neben dem Sport einem Beruf nach. Sein Arbeitgeber und Förderer ist die Bundespolizei. Seit 2012 ist er dort, angefangen hatte er als Azubi, derzeit hat er den Rang eines Polizeihauptmeisters. „Früher als Kind habe ich zweimal die Woche trainiert, heutzutage trainiere ich viermal am Tag“, sagt er.

Beim Bewerbungsverfahren um einen Ausbildungsplatz kommen generell nur in ihrer jeweiligen Disziplin hochtalentierte Athleten und Athletinnen zum Zuge. „Bewerberinnen und Bewerber müssen einem Nationalmannschaftskader der Sportverbände angehören und nach einer individuellen Prognose das Potenzial besitzen, Höchstleistungen auf Weltniveau zu erzielen“, sagt Ronny Bergmann vom Bundespolizeipräsidium in Potsdam. Und natürlich müssen sie auch die nötige Motivation mitbringen und für den Polizeivollzugsdienst geeignet sein.

Bei Max Rendschmidt war das der Fall. Das Besondere an seiner Polizei-Ausbildung: Wie andere Spitzenathletinnen und -athleten auch musste er nur wenige Monate im Jahr auf die Dienststelle kommen. Die restlichen Monate konnte er sich voll und ganz aufs Training und auf Wettkämpfe konzentrieren. „Im Gegenzug dauerte die Ausbildung statt regulär zweieinhalb Jahre vier Jahre“, sagt Rendschmidt.

Im Trikot: Die Dienststelle sieht Max Rendschmidt (links) nur wenige Wochen im Jahr. Foto: Jan Woitas/dpa
Im Trikot: Die Dienststelle sieht Max Rendschmidt (links) nur wenige Wochen im Jahr. Foto: Jan Woitas/dpa

Heute, als Polizeihauptmeister, arbeitet er vier Wochen im Jahr. In diesen vier Wochen lernen er und andere Top-Athleten verschiedene Dienststellen der Bundespolizei kennen, wo sie nach dem Ende ihrer sportlichen Karriere arbeiten können.

Derzeit ist Rendschmidt in der Dienststelle der Bundespolizei in Sankt Augustin aktiv. Dort absolviert er im Rahmen der Aufstiegsausbildung zum gehobenen Dienst ein Praktikum. „Aktuell arbeite ich als Sachbearbeiter und koordiniere die Aus- und Fortbildung der einzelnen Abteilungen“, sagt er.

Was ihn an der Arbeit der Bundespolizei begeistert, ist die Vielseitigkeit der Aufgaben. „Viele denken, die Bundespolizei sei nur im Grenzdienst und an Flughäfen oder Bahnhöfen im Einsatz, aber das ist nur ein Teil der Aufgaben.“ Faszinierend fand Rendschmidt etwa, als er an einem seiner Einsatzorte mit einem Höheninterventionsteam unterwegs war.

Die Bundespolizei hat Interesse daran, Spitzensportlerinnen und Spitzensportler zu fördern: Denn das, was einen herausragenden Sportler oder eine herausragende Sportlerin ausmache, sei auch und gerade im Polizeidienst wichtig, so Ronny Bergmann. Leistungswille, Gemeinschaftsgefühl und Fairness zum Beispiel. Auch die Bundeswehr fördert Spitzenathleten und -athletinnen und bildet sie zu Sportsoldatinnen und Sportsoldaten aus.

Abgesehen von den vier Wochen bei einer Einsatzstelle haben Kanuten wie Max Rendschmidt und andere von der Bundespolizei geförderte Spitzensportler und -sportlerinnen die Zeit, sich vollumfänglich auf den Sport zu konzentrieren.

Der Alltag ist hart. „Das Training umfasst 25 bis 26 Stunden die Woche, verteilt auf sechs Tage“, sagt Rendschmidt. Zweimal am Tag steht für ihn Paddeln auf dem Programm, zudem Krafttraining, Laufen und Physiotherapie. Außerdem Mentaltraining. „Richtig hart wird es, wenn es in eins der vielen Trainingslager geht, da bleibt für Freunde, Familie und Hobbys nun wirklich keine Zeit.“

In Sachen Einkommen sind Sportpolizistinnen und -polizisten weit von den Traumgagen der Profifußballer entfernt. „Die Bezahlung erfolgt auf Grundlage des Bundesbesoldungsgesetzes“, sagt Ronny Bergmann.

Im Mittleren Polizeivollzugsdienst etwa als Polizeiobermeister (Erfahrungsstufe 4, 28 Jahre, verheiratet, 1 Kind) liegt die Besoldung bei 3036 Euro netto pro Monat. Im mittleren Polizeivollzugsdienst als Polizeihauptmeister mit Amtszulage (Erfahrungsstufe 8, 45 Jahre, verheiratet, 2 Kinder) beträgt die Besoldung 4119 Euro netto.

Im Gegensatz zu Top-Fußballern ist es auch nicht so einfach, Werbeverträge zu ergattern. „Ein paar habe ich, aber noch einige Werbeverträge mehr wären klasse“, so Rendschmidt.

Wie lange der Rennkanute noch im Spitzensport aktiv sein möchte, kann er nicht sagen. Geht es nach ihm, können es noch einpaar Jahre sein. „Ich mache das alles unglaublich gerne, gerade im Viererboot ist der Spaßfaktor hoch und der Teamgeist sehr ausgeprägt.“ Das Zusammensein mit den Mannschaftskollegen trage auch dazu bei, dass man bei all den Medaillen und Auszeichnungen am Boden bleibe.

Kommt der Tag, an dem er sportlich kürzer tritt, wird er sich auf die Arbeit bei der Bundespolizei konzentrieren. Dann könne er sich eine Dienststelle, bei derer dauerhaft tätig sein will, aussuchen, sagt Rendschmidt. (dpa/tmn)

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