„Holdorf ist zu meiner zweiten Heimat geworden“
Silvaraju Kativallu kommt aus Indien und arbeitet seit mehr als acht Jahren als Seelsorger
„Holdorf ist zu meiner zweiten Heimat geworden.“ Hinter dieser Aussage steckt eine große Bedeutung, sie kommt von Silvaraju Kativallu, einem 44-jährigen indischen Geistlichen, der seit Juni 2013 in der Gemeinde lebt. In acht Jahren ist viel passiert, seiner Linie ist der sympathische Inder aber immer treu geblieben: „Ich gehe auf die Menschen zu und habe mit dieser Art nur positive Erfahrungen gesammelt“, sagt er heute. Kativallu ist überall ein gern gesehener Gast. Mitglied im Schützenverein Holdorf, in der Freiwilligen Feuerwehr Steinfeld und bei den Holdorfer Jägern – „Silva“, wie er von seinen Freunden genannt wird, ist gerne bei den Menschen und die Menschen sind gerne mit ihm. Ein Beweis: Zu seinem 40. Geburtstag im Sommer 2016 konnte er im Garten des Holdorfer Pfarramtes insgesamt 550 Gäste begrüßen, eine Größenordnung, die selbst der stets positiv gestimmte Pastor nicht für möglich gehalten hatte. „Ich brauchte mich um nichts zu kümmern, Grillen, Getränke, Service – alles wurde von den Gästen übernommen. Es war ein toller Tag, an den ich gerne zurückdenke.“
Gastfreundschaft ist etwas, was dem mit sechs Geschwistern in Lothkunta (Indien) aufgewachsenen Priester scheinbar in die Wiege gelegt wurde. Als leidenschaftlicher Koch lädt er – wenn nicht gerade Pandemie ist - gerne Gäste in seine Wohnung im Holdorfer Pfarramt ein. Die alleinstehenden Frauen, der Vorstand vom Schützenverein Mühlen, die Landfrauen oder Bürgermeister Dr. Wolfgang Krug: Silvaraju Kativallu hat sie alle schon begrüßen und mit seinem Essen verwöhnen dürfen. Sogar der ehemalige Vechtaer Weihbischof Heinrich Timmerevers (heute Bischof von Dresden-Meißen) war schon bei ihm zu Gast. Meistens gibt es dann „Hähnchen Curry“, ein pikantes indisches Gericht, für das er die Gewürze selbst mischt und jeweils individuell zusammenstellt. „Aber nicht so scharf, eher mild“, sagt er mit einem Schmunzeln, schließlich sei der gewöhnliche mitteleuropäische Gaumen die intensive Schärfe, die dieses Essen normalerweise hat, nicht gewöhnt.
Aber das ist für „Silva“ kein Problem, er stellt sich auf seine Gäste ein und macht das gerne. „Ich liebe die Gemeinschaft mit den Menschen und gehe dafür gerne auf sie zu.“ Für ihn ist das seine Interpretation des Priesterberufs.
Silvaraju Kativallu war von 1992 bis 2004 im Priesterseminar in der Diözese Hyderabad in Indien. Am 14. April 2004 wurde er in Bhongir zum Priester geweiht. Nach Jahren als Kaplan kam er 2013 nach Deutschland. Am 29. Juni, einem Sonntag, sah er Holdorf das erste Mal. „Es war ,Peter und Paul‘, das Patronatsfest der Holdorfer Pfarrkirche. Pastor Helmut Middendorf lud mich spontan ein, mit den Menschen den Gottesdienst zu feiern. Es war ein traumhafter Einstieg.“
Zusammen mit seinen Kollegen kümmert sich der Pastor um die Seelsorge in den vier Gemeindeteilen der Pfarrgemeinde St. Johannes-Baptist und ist dabei in Mühlen, Steinfeld, Handorf-Langenberg und Holdorf unterwegs. In seiner Freizeit ist er gerne im Garten und umsorgt seine eigenen Hühner. Er fühle sich sehr wohl, habe aber nicht vergessen, woher er komme. „Indien ist und bleibt meine Heimat im Herzen“, sagt er. Über das Internet und via Smartphone hält er noch regelmäßig Kontakt zu seinen Geschwistern. Einmal im Jahr ist er auf Heimaturlaub dort. Sein momentan größter Wunsch ist, dass er in Holdorf bleiben darf. Ein Antrag dazu sei gerade in Bearbeitung beim Bischof in Münster. Das ist auch der Ort, an dem er seinen zweitgrößten Wunsch verwirklichen möchte: eine Promotion im Fach Kirchenrecht. Elisabeth Wehring
Rezept: Hähnchen Curry nach Silvaraja Kativallu
1 Kilogramm Hähnchenfleisch, klein geschnitten
Gewürze: 10 rote Chili, 2 EL Koriandersamen, 1 TL Senfkörner, 2 TL Cuminsamen, 1 TL schwarzer Pfeffer, anrösten und zerkleinern, 1 TL Salz, 6 EL Joghurt, 1 EL pürierte Ingwerknolle, 1TL Kurcuma, 1 EL pürierter Knoblauch: das Fleisch damit marinieren und 1 Stunde ziehen lassen. 4 Gemüsezwiebeln kleinschneiden und anbraten, Fleisch dazugeben und mitbraten (15 Minuten), 100 g pürierte Tomaten (und wenn notwendig ein wenig Wasser) dazugeben und noch mal 20 Minuten köcheln.
30 g Mohnsamen, 30 g Kokosflocken, 30 g Erdnüsse, 30 g Sesamkörner: anrösten und mit ein wenig Wasser mischen, zum Gericht geben, 5 Minuten köcheln. Das Gericht vom Herd nehmen und mit Korianderblättern bestreuen. Dazu gibt es Reis.