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„Der Dammer Lappen kam zu spät“

Notgeld wird 1922 nicht rechtzeitig fertig – das wurde närrisch verkraftet mit einem nachträglichen Aufdruck / Begehrt unter Sammlern

Kopf der Fastnachtszeitung 1922 mit zeittypischem Prinzen-Aufruf. Fotos: Archiv Stadtmuseum

25.02.2022

Damme. „Die schöne Berta“ annoncierte in der OV ganz unverblümt, sie „bleibt für Dienstag, den 21. Februar, für die Dammer Carnevalsgesellschaft reserviert.“

Eine andere OV-Anzeige unter dem groß gedruckten Hinweis „Dammer Carneval“ kündigte „Große, große Überraschungen!“ und „Anfang nach Eintreffen der Morgenzüge aus allen Richtungen“ an. Die vorgenannte „Altersriege“ waren übrigens in diesem transparenten Falle die aktiven Narren der Carnevalsgesellschaft. Ganz ungestört blieb dieses unverhüllt getarnte Fastnachtstreiben denn doch nicht, da das Protokoll am 15.2.22 für die „Paroleausgabe für Rosenmontag“ vermerkt, dass etwa eine Stunde nach Sitzungsbeginn der „Unterwachtmeister nebst Adjutanten“ erschienen sei und die Versammlung aufgelöst habe. Auch einen Prinzen wählte die Gesellschaft nicht, sondern erfand (s. Fastnachtszeitung) eine ungenannte Tollität in der „Verbannung“.

Serienscheine „Dammer Notgeld“ von 1922.
Serienscheine „Dammer Notgeld“ von 1922.

Ein weiterer Wermutstropfen kam hinzu: Das zu Carneval 1922 geplante „Notgeld“ war leider nicht rechtzeitig fertig geworden. Doch auch das verkraftete man närrisch und druckte nachträglich auf: „Der Dammer Lappen kam zu spät, drum ist nicht wahr, was oben steht. Prinz Carneval.“ Damit erhielten aber diese Serienscheine einen besonderen Wert in Sammlerkreisen: einmal, weil es das einzige in Deutschland war, das von einer Carnevalsgesellschaft herausgegeben worden war, zum anderen, weil es eben diesen besonderen Aufdruck hatte. Die geringe Auflage trug zur Wertsteigerung zusätzlich bei. Für 1922 lief also die Dammer Fastnacht trotz Carnevalsverbots doch noch – letztlich nicht vergleichbar mit 2022. Zur Belohnung erhielt sogar der mittlerweile aufgelöste TuS Dammensia (damit also die Dammer Narren-Mitgliederversammlung selbst) aus dem Überschuss der Sessionsabrechnung vom 1. März 100 Mark zugesprochen. Das aber war angesichts der grassierenden Inflation herzlich wenig. Tatsächlich war es danach mit dem Dammer Carneval bis 1933 erst einmal Schluss.

Auf der Homepage der Dammer Carnevalsgesellschaft von 1614 gibt es unter www.dammer-carneval.de überdies eine Fülle weiterer Informationen,zu den frühen 1920er Jahren mit einem Nachdruck des Dammer Notgeldes im Stadtmuseum das Heft „Notgeld – Notzeiten .Damme in der Inflationszeitnach dem Ersten Weltkrieg“ für fünf Euro. (friemo)


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