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400 Jahre Dammer Carnevalsumzüge

Närrische Entwicklung: Der „Heischegang“ als erste Form des Umzuges / Kostümierung gab es in den Anfangsjahren noch nicht

Ein Umzugsfoto aus dem Jahr 1907: Das Thema der Gruppe hieß „Der Hauptmann von Köpenick“, vor dem Bahnhofgebäude stellte man sich zum Abschluss dem Fotografen. Foto: Stadtmuseum Damme

5.02.2021

Tradition wird in Damme unumstritten großgeschrieben. Ja, Tradition und Vergnügen machen eigentlich den Dammer Carneval aus. Aber das bedeutet nicht, dass alles im närrischen Brauchtum immer gleich bleibt. Das zeigt sich besonders an den Umzügen zur Fastnacht.

Ihre Anfänge liegen bereits im Mittelalter, d. h. Ende des 11. Jahrhunderts, als die Kirche den Aschermittwoch als Beginn einer 40-tägigen Fastenzeit festlegte. Zuvor wollten die Leute am „Fastaubend“ (Dammer Platt) oder in der „Fastnacht“ noch einmal richtig prassen, begleitet von Musik, Tanz und allerlei ausgelassenen Spaß-Ritualen.

Vorab zogen die Vergnügungswilligen von Haus zu Haus und sammelten für das spätere Gelage an einem zentralen Ort Nahrungsmittel und Getränke. Dabei führten sie eine Gaffel mit sich, um an die im Rauchfang hängenden Schinken und Würste heranzukommen. Das pflegte man zuerst in den Nachbarschaften, Straßenzügen oder Ortsteilen, ab 1614 im gesamten Ort. Es war als „Heischegang“ die erste Form eines Umzuges.

Die Kostümierung spielte dabei offenbar zu dieser Zeit im Dammer Carneval noch keine Rolle. Diese Art närrischen Ausdrucks veränderte ein radikaler Wandel 1869.

Damals orientierten sich die maßgeblichen Dammer am städtischen Leben, namentlich an dem des Rheinlandes. Nach dorthin bestanden Handelsbeziehungen, doch boten sie beliebte Zielorte der Handwerker in ihren üblichen Wanderjahren. Diese führenden Kreise übernahmen den seit 1821 in Köln gepflegten Rosenmontag mit Themen-Umzügen. Die verlangten aber eine Verkleidung.

So plante also die 1869 als solche begründete „Carnevalsgesellschaft“ die neue Art des Umzuges für einen Montag, behielt jedoch den alten Heischegang am Dienstag als „Gänsemarsch“ bei. Den neuen Rosenmontagsumzug planten die rund 30 bis 40 Mitglieder der Gesellschaft (nur Männer!) bis ins kleinste Detail: Sie beschlossen ein Umzugsthema, legten die dabei auftretenden Gruppen und jeweiligen Rollen der Akteure namentlich fest. Die Carnevalsgesellschaft bestellte für den Umzug eine Musikkapelle als Begleitung. Von Wolfgang Friemerding

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