Winterzeit ist Grünkohlzeit
Serie „Begegnungen mit unserer Landwirtschaft“ zeigt, wie die „Palme Südoldenburgs“ angebaut, geerntet und verarbeitet wird
Wenn morgens der Nebel noch etwas länger auf den Feldern liegt und sich der erste Raureif auf den Pflanzen zeigt, dann beginnt das Herz vieler Norddeutscher vor Freude zu hüpfen, denn es beginnt die Grünkohlzeit. Dieses Wintergemüse benötigt, das wissen die Meisten, Frost, um sein volles Aroma entfalten zu können. Wie der Name es schon sagt, ist es eben ein Wintergemüse. Vielen ist, zumindest in unserer Region, das Aussehen des Grünkohls bekannt, den Ausspruch „Palme Südoldenburgs“ kennen wohl die allermeisten Südoldenburger. Wie er angebaut, geerntet und verarbeitet wird, wissen aber wohl nur die wenigsten. Deshalb ist ein Besuch bei einem Grünkohlbauern eine gute Idee, wenn man mehr über den heimischen „Palmenanbau“ erfahren möchte.
Angefangen mit dem Grünkohl hat Gottfried Gerken aus Deindrup vor etwa 30 Jahren, zusammen mit seinem Vater. Der Betrieb baut heute auf etwa 70 Hektar Grünkohl an. Alle seine Felder befinden sich in einem Umkreis von 15 Kilometern um seinen Hof.
Neben Grünkohl baut er auch noch Blaubeeren sowie Erdbeeren im Freilandanbau und im geschützten Anbau an. Dazu kommen dann noch Mais- und Getreideanbau, der vor allem auf den Grünkohlfeldern für die notwendige Fruchtfolge sorgt. Zusammen mit einer anderen Familie betreibt er dazu noch ein Lohnunternehmen.
Tiere finden sich auf seinem Hof, bis auf den obligatorischen Hofhund, keine. Mit seinem Vater und vier Festangestellten betreibt er den Anbau der Feldfrüchte. Vermarktet wird sein Gemüse über die ELO Frost.
„Mit dem Pflanzen des Grünkohls beginnen wir immer so um den 25. Mai herum“, sagt Gerken. „Dann werden, je nach Wetterlage, in den nächsten Wochen die Felder alle bestellt. Wir versuchen damit bis zum Stoppelmarkt in der Regel fertig zu sein, aber das gelingt uns leider nicht immer.“
Die Ernte hingegen beginne nicht, wie man sonst immer meint, im Herbst, sondern meist schon ab dem 25. Juli, sagt Gerken. „Den Frost bekommt der Grünkohl nach der Ernte bei ELO Frost“ erläutert der Grünkohlbauer. „Denn damit der Kohl seinen vollen Geschmack entfalten kann, braucht er länger anhaltenden Frost und das schaffen wir hierzulande in der freien Natur einfach nicht mehr“, so Gerken.
Geerntet wird der Grünkohl heute maschinell mit einem sogenannten Vollernter. Der fährt über das Feld, zupft mit Stahlfingern die Blätter des Kohls ab und transportiert sie in eine Art großen Korb hinter der Fahrerkabine. Ist dieser Korb voll, wird am Feldrand angehalten und der Grünkohl landet über ein Förderband in einem Container. Dort verteilen Erntehelfer den Kohl gleichmäßig und stopfen ihn etwas, damit mehr in die einzelnen Behälter passt. Die Container werden dann direkt zu ELO Frost in Langförden gefahren.
„Bis vor zehn Jahren haben wir unseren Grünkohl noch von Hand geerntet“, erinnert sich Gottfried Gerken. „Wir haben den Grünkohl gepflückt, die Blätter vom Stiel getrennt, gleich sortiert und dann zur Weiterverarbeitung gebracht. Eine Person schaffte damals etwa eine Tonne Grünkohl am Tag. Das geht heute natürlich alles bedeutend schneller.“ Nicht einmal eine Stunde nach der Ernte ist der Kohl schon bei ELO Frost. Dort wird er dann auf einem Verladeband durch Lasersensoren und zusätzlich durch menschliche Augen kontrolliert und gelbe Blätter sowie Laub werden aussortiert. Nun wird der Kohl erst gewaschen und dann geschnitten, bevor es in den Schockfroster geht. Nach dem Einfrieren wird der Kohl noch portioniert und in einzelne Tüten verpackt und auf geht es in den Handel. Geerntet wird der Grünkohl übrigens meist bis zum 15. Dezember. „Es kam aber auch schon vor, dass ich den letzten Kohl erst am 23. Dezember nachmittags abgeliefert habe“ erzählt Gerken.
Serie: Begegnungen mit unserer Landwirtschaft
Der Grünkohl – ein kerngesunder Identitätsstifter, der aus unserer Region nicht mehr wegzudenken ist. Dank eines regelrechten Grünkohlbooms in den USA (dort verarbeitet man ihn allerdings eher zu Smoothies) ein tolles Stück Südoldenburg, das mittlerweile international geschätzt wird und eine vielfältige Begegnung mit unserer Landwirtschaft. Verlagsredaktion