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Geldanlage früh starten

Vermögensaufbau lohnt sich schon in der Ausbildung

Es gilt: Je früher man anfängt, das Ersparte zurück- und anzulegen, desto eher lässt sich ein Finanzpolster aufbauen. Foto: Christin Klose/dpa

30.01.2021

Die laufenden Kosten reduzieren, das so Ersparte sinnvoll anlegen: So können auch Auszubildende und Studenten, die oft eher geringe monatliche Einkünfte haben, zu einem kleinen Vermögen kommen.
     

Geld anlegen? Viele Studenten und Azubis sagen: „Ich bin noch jung, das kann ich später immer noch machen“. Doch richtig ist diese Sichtweise nicht unbedingt. Zwar haben die meisten vergleichsweise geringe monatliche Einnahmen und somit einen eher engen finanziellen Spielraum fürs Geldanlegen. Dennoch gibt es häufig noch Wege. „Etwa, indem man seine laufenden Kosten reduziert und das dadurch Gewonnene sinnvoll investiert“, sagt Helena Klinger vom Institut für Finanzdienstleistungen (iff) in Hamburg. Je früher man anfängt, das Ersparte zurück- und anzulegen, desto eher lässt sich über die Jahre ein Finanzpolster aufbauen. Laufende Kosten lassen sich oft vergleichsweise leicht reduzieren. Für Studenten und Azubis gibt es beispielsweise günstige Angebote an Girokonten, Versicherungen oder Mobilfunktarife, auf die sie gegebenenfalls umsteigen können. Bevor es mit dem Sparen oder Anlegen losgeht, sollten Azubis und Studenten schauen, dass ein Guthaben als „Notgroschen“ auf dem Girokonto vorhanden ist. „Dann muss man bei ungeplanten oder schlicht vergessenen Ausgaben nicht den oft kostspieligen Dispokredit in Anspruch nehmen“, erklärt Thomas Hentschel von der Verbraucherzentrale NRW. Wer schon eine eigene Wohnung hat, sollte für alle Fälle eine Reserve von zwei bis drei Monatsnettoeinkommen auf einem Tagesgeldkonto schnell verfügbar haben. Wichtig für Azubis: Eine private Berufsunfähigkeitsversicherung. „Denn das Sparen wird schnell zur Makulatur, wenn das Einkommen aufgrund einer Berufsunfähigkeit ausfällt“, sagt Hentschel. Auch über eine private Haftpflichtversicherung muss man sich informieren, um nach einem selbst verursachten Schaden nicht auf den Kosten sitzenzubleiben. Oft besteht noch die Mitversicherung über die Police der Eltern. „Das sollte man aber klären“, rät Hentschel.
       

Im nächsten Schritt gilt es, Spar- oder Anlageziele zu definieren und sich über den Zeithorizont im Klaren zu werden. Wer Zeit hat, kann Investmentfonds nutzen. In Fonds wird der Beitrag auf viele verschiedene Aktien und/oder Anleihen verteilt. Damit entfällt zum einen die schwierige Entscheidung, welche Anlage eine aussichtsreiche Entwicklung verspricht, zum anderen legt man nicht „alle Eier in einen Korb“. „Breite Streuung ist das A & O“, betont Hentschel. Fondssparen ist bei den meisten Banken bereits ab Beträgen von 25 oder 50 Euro möglich. Auch wenn das erstmal nach wenig klingt, über einen langen Zeitraum kann ordentlich was zusammenkommen, wie die Beispielrechnung der Aktion „Finanzwissen für alle“ der im BVI organisierten Fondsgesellschaften zeigt. Wer demnach vor 20 Jahren begonnen hat, 100 Euro pro Monat in Aktienfonds mit Anlageschwerpunkt Deutschland einzuzahlen, hat heute im Durchschnitt ein Vermögen von 39 987 Euro - bei einer eingezahlten Summe von 24 000 Euro. Im Mittel entspricht das einer Rendite von 4,8 Prozent pro Jahr - nach Abzug aller Fondskosten. Wer dann noch auf die Kosten schaut, wird feststellen, dass börsengehandelte Indexfonds, kurz ETF, deutlich günstiger als aktiv gemanagte Fonds sind. Wobei sich natürlich niemand der Illusion hingeben sollte, dass es immer nur nach oben geht. Schwankungen, Gewinne, Verluste bis hin zum Totalverlust - alles ist möglich. Aus Sicht von Klinger gilt beim Geldanlegen, Rendite, Sicherheit und Liquidität gegeneinander abzuwägen. „So sind mit einer höheren Rendite immer größere Risiken oder auch der länger andauernde Verzicht auf die Summe verbunden“, erklärt die Finanzexpertin.
     

Für Azubis attraktiv sind Förderungen durch den Arbeitgeber oder durch den Staat. Hierfür lohnt ein Blick in den Ausbildungs- oder Tarifvertrag. Zahlt der Arbeitgeber vermögenswirksame Leistungen, die teils bis 40 Euro monatlich betragen, kann ein Bank- oder Aktiensparplan oder ein Bausparvertrag sinnvoll sein. Für einen Banksparvertrag oder ein Bausparvertrag sprechen, dass sie vergleichsweise sicher sind. Der Nachteil: Sie werfen wenig ab. Mit Blick auf Rendite-Chancen kann ein Aktiensparplan interessanter sein. „Möglich ist auch, ETF mit den vermögenswirksamen Leistungen des Arbeitgebers zu kombinieren“, so Klinger. Auch bleiben Azubis regelmäßig innerhalb der Grenzen, die für eine Arbeitnehmersparzulage seitens des Staates gelten. Für Bausparverträge liegt sie bei Ledigen die Grenze bei 17 900 Euro (Ehepaare: 35 800 Euro). Hier beläuft sich die Zulage auf neun Prozent, die maximale Höhe der Förderung liegt für Alleinstehende bei rund 43 Euro im Jahr. Bei einem Aktienfondssparplan beläuft sich die staatliche Förderung auf bis zu 80 Euro pro Jahr - falls das zu versteuernde Jahreseinkommen bei 20 000 Euro (Ledige) oder bei 40 000 Euro (Ehepaar) liegt. „Die Förderung erhalten nur jene, die den jeweiligen Vertrag nicht vor Ablauf von sieben Jahren auflösen“, so Hentschel. Je eher man beginnt, desto besser Generell gilt: Es macht Sinn, sich auch schon im Studium oder zu Beginn des Berufslebens mit dem Thema Geldanlegen auseinanderzusetzen. Je eher man damit beginnt, selbst mit kleinen Beträgen sich nach und nach ein Vermögen zuzulegen, desto besser - gerade mit Blick auf größere Pläne wie etwa Hausbau, Altersvorsorge oder vielleicht eine Weltreise.

Wichtig: Vor jeder Sparentscheidung sollte man sich persönlich Produktwissen aneignen und sich dann mit Angeboten verschiedener Geldinstitute auseinandersetzen. „Produktwissen hilft - das muss kein Spezialwissen sein -, die Vor- und Nachteile selbst zu erkennen und die eigene Sparstrategie daran auszurichten“, sagt Hentschel. (dpa)
    

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