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Ein Knigge für die Hochzeitsgäste

Ungebetene Besucher und andere No-Gos

Der richtige Zeitpunkt: Geschenke an das Brautpaar sollten niemals vor oder nach der Kirche überreicht werden, sondern im Laufe der anschließenden Feier. Foto: Christin Klose/dpa-tmn

19.03.2022

Ob Kaffeemaschine oder Kochtöpfe: Früher war es oft so, dass zur Hochzeit Geschenke gemacht wurden, die zur Gründung eines Haushalts benötigt werden. Heute leben Paare meist schon einige Zeit zusammen, ihr Haushalt ist nahezu komplett. Also stellen sich Gäste nach der Freude über die Einladung die quälende Frage: Was schenke ich bloß?

Wer überhaupt keine Idee hat, sollte zum Telefonhörer greifen, rät die Takt- und Stil-Trainerin Susanne Helbach-Grosser aus Schwäbisch Gmünd: „Wenn einem nichts einfällt, kann man Brautmutter, Trauzeugen oder Trauzeuginnen oder eben Leute, die die Hochzeit organisieren, anrufen, um Informationen zu bekommen.“

Manchmal schließen sich für teurere Geschenke auch mehrere Gäste und Freunde zusammen. „Vielleicht kann man sich ja daran beteiligen“, sagt die Knigge-Expertin. Im Interview beantwortet sie Fragen, die viele Hochzeitsgäste bewegen – nicht nur zum passenden Geschenk, sondern auch zu anderen heiklen Themen.

Welche Geschenke bei einer Hochzeit sind angebracht und welche nicht?

Ein kostbares Geschenk ist und bleibt gemeinsame Zeit. Ob bei einem Kochkurs zu zweit, einer idyllischen Weinprobe oder einem Barista-Kurs. Wenn nicht extra dazu etwas gesagt wurde, darf ich ruhig auch Geld schenken. Bei der Summe sollte man immer auf seinen Bauch hören und bloß nicht die Einladung „gegenrechnen“! Als Maßstab wählt man den Vertrauensgrad und macht die Summe an einem realen Geschenk fest.

Wenn Geld geschenkt wird, sollte es allerdings originell verpackt werden, etwa in einer kleinen Schatztruhe, einem Säckchen mit entsprechendem Aufdruck oder auch in einem Eisblock zusammen mit Blüten eingefroren oder im Wackelpudding versenkt.

Und wichtig für die Übergabe des Geschenkes ist, dass es niemals vor oder nach der Kirche überreicht wird, sondern im Laufe der anschließenden Feier. Es sollte zudem unbedingt eindeutig mit einer Kennzeichnung der Schenkenden versehen werden, damit sich das Brautpaar bedanken kann.

No-Gos als Präsente sind Spaß-Geschenke, wie eine Babyausstattung oder Sexspielzeug. Falls die Brautleute traditionell gebaut sind, sind auch Diätkochbücher oder Personenwaagen unpassend. Und bei interkulturellen Eheschließungen, vor allem mit asiatischen Partnern oder Partnerinnen, spielt das Thema Messer und Scheren eine Rolle. Solche Geschenke durchtrennen aus deren Sicht die Freundschaft und sollten unterbleiben.

Darf ein eingeladener Single zur Hochzeit einfach eine Begleitung mitbringen?

Nein, auf keinen Fall in unserem Kulturkreis. Gerade bei einem großen Fest ist das Essen vorbestellt und der Tischplan organisiert. Ein Überraschungsgast schmeißt diese ausgefeilte Planung um.

Wie sagt man einer Einladung höflich ab und wie reagiert man, wenn man wieder ausgeladen wird?

In Corona-Zeiten kann es zu Unsicherheiten kommen in Bezug auf eine Teilnahme. Ich würde das Dilemma, in dem ich dann eventuell stecke, direkt ansprechen: „Ich fühle mich unter so vielen Menschen immer etwas unwohl. Bitte seid nicht böse, wenn ich eure Einladung nicht annehme. Bestimmt finden wir in einigen Monaten eine Möglichkeit, uns zu treffen.“

Wird man wieder ausgeladen, frage ich mich: Was ist da wohl passiert, dass ich von der Gästeliste gestrichen werde? Sicherlich wird eine Erklärung mitgeliefert: Hochzeit wird nun nur im kleinen Kreis gefeiert, es gibt in irgendeiner Form Streit unter den Gastgebenden oder ähnliches.

Ich kann das nur akzeptieren und mir meinen Teil denken. Stillos ist es auf jeden Fall, weil Umfang und Budgetierung der Hochzeitsfeierlichkeiten ja das A und O sind. (dpa/tmn)
  

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